- Der Fachkräftemangel verunsichert: Die Mehrheit der befragten Entscheider des Mittelstands (59 Prozent) sieht in ihm eine Bedrohung für ganze Branchen.
- Die Skepsis überwiegt: Migration ist für mehr als die Hälfte kein Problemlöser.
Kann der deutsche Mittelstand von den Migrationsströmen profitieren? Welchen Einfluss hat der vorherrschende Mangel an qualifiziertem Personal und was bringen Digitalisierung und Internationalisierung für die Unternehmensführung mit sich? Mit diesen Thematiken setzt sich eine Studie von TNS Emnid unter 1.000 Geschäftsführern und höheren Managern deutscher KMU im Auftrag des führenden B2B-Marktplatzes „Wer liefert was“ auseinander. Die Ergebnisse zeigen nicht nur die Verunsicherung gegenüber der Internationalisierung sondern auch den Zwiespalt des Mittelstands hinsichtlich des Fachkräftemangels auf.
Die Internationalisierung schreitet voran und mit ihr die Frage nach qualifiziertem (internationalem) Personal. Besonders der vorherrschende Fachkräftemangel verunsichert deutsche KMU, denn die Mehrheit der Befragten (59 Prozent) sieht in ihm eine Bedrohung für ganze Branchen. Dabei ist der Norden der Republik am pessimistischsten: Hier sind 64 Prozent um die Existenz ganzer Branchen besorgt, im Süden sind es 60 Prozent. Mit „nur“ 54 Prozent sieht der Westen die Entwicklung am wenigsten kritisch, im Osten sind die Befragten mit 62 Prozent fast so pessimistisch wie der Norden.
Doch die Internationalisierung bringt auch Chancen mit sich. So glauben 56 Prozent der Befragten, dass internationale Fachkräfte leichter eingestellt werden können und 54 Prozent sind der Meinung, dadurch Qualität hinzugewinnen zu können. „Die Welt vernetzt sich gerade neu und in vielen Branchen existieren Bedenken um die eigene Wettbewerbsfähigkeit. In DAX-Unternehmen ist es deshalb inzwischen gang und gäbe, internationale Fachkräfte – insbesondere im Management – einzusetzen. Doch der Mittelstand hat hier noch Nachholbedarf“, sagt Peter F. Schmid, CEO von „Wer liefert was“.
Die Skepsis überwiegt: Migration ist für mehr als die Hälfte kein Problemlöser
Welche Chancen bietet die Migration beim Thema Nachwuchskräfte in Deutschland? 46 Prozent der befragten Geschäftsführer sehen in der Migration mindestens große Chancen. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) hingegen sehen eher geringe Chancen. Dabei ist im Osten Deutschlands die Skepsis am stärksten ausgeprägt: Hier sprechen 51 Prozent von „eher geringen Chancen“ und nur 35 Prozent von „eher große Chancen“.
„In diesem Ergebnis steckt ein interessanter Widerspruch. Einerseits sehen KMU den Vorteil, dass durch die Internationalisierung ausländische Fachkräfte leichter einzustellen sind. Andererseits ist Migration immer noch ein mit Skepsis betrachtetes Thema“, so Schmid. „Grundsätzlich gilt: Kulturelle Vielfalt ist ein wichtiger Innovationstreiber, das Silicon Valley macht es uns vor.“
Das bringen Digitalisierung und Internationalisierung für die Unternehmensführung mit sich
Nur sechs Prozent denken, dass Digitalisierung und Internationalisierung keinen Einfluss auf die zukünftige Unternehmensführung hätten. Alle anderen sehen klare Punkte, die angegangen werden sollten. So muss zum einen die Digitalisierung ganz oben auf die Agenda gesetzt werden. 67 Prozent der befragten Geschäftsführer und Entscheider fordern, dass technologische und prozessuale Veränderungen vorangetrieben werden, 64 Prozent, dass Unternehmen sich als Teil einer vernetzen Welt begreifen und 55 Prozent, dass die digitale Transformation in allen Bereichen konsequent umgesetzt wird.
Fast die Hälfte (48 Prozent) sehen als größte Herausforderung in der Unternehmensführung hinsichtlich der Internationalisierung, dass sich aktuelle Unternehmenskulturen durch den internationalen Werte-Mix ändern müssten. „Der Mittelstand hat verstanden, was ihn im Kontext Internationalisierung und Digitalisierung zukunftsfähig hält und wie er das jeweilige Unternehmen am Markt nach vorne führt“, weiß Peter F. Schmid. „Grundsätzlich agiert der B2B-Bereich immer langsamer als der B2C-Bereich, jetzt müssen die Entscheider die Entwicklung aber vorantreiben: Sie müssen in Know-how und Digitalisierung investieren – zuvorderst bei professionellen Unternehmenswebsites – und die Barrieren in den eigenen Köpfen überwinden, um den Weg für Fachkräfte mit ausländischen Wurzeln frei zu machen. Vielfalt ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.“
Rahmendaten der Studie:
Auftraggeber: „Wer liefert was“
Umfrageinstitut: TNS Emnid
Zielpersonen und Grundgesamtheit: 1.000 Mitglieder der Geschäftsleitung oder deren Vertreter aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
Methode: telefonische Exklusivbefragung
Befragungszeitraum: 01. September – 19. Oktober 2016
Befragte Branchen: Industrie, Handel, Dienstleistung
Auswertung nach Mitarbeiteranzahl (unter 100 / über 100) und Regionen (Norden, Osten, Süden, Westen) sowie nach Branchen