Zukunftsaussichten von Hanf als Rohstoff
Noch vor einigen Jahren schien es als könne Hanf in der Zukunft viele, wenn nicht alle menschlichen Bedürfnisse befriedigen. Dieses Bild von Hanf als Retter der Menschheit musste aber korrigiert werden. Gerade der Energiebedarf der Menschheit ist seit den Tagen der "Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf" immens gewachsen.
I. Bioenergie
Die Menschheit steht vor ihrer bisher größten Herausforderung - der Energiekrise. Bisher funktioniert unsere Welt nur durch extensiven Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Dadurch entstehen zwei Probleme. Zum einen wird der Treibhauseffekt durch den Ausstoß gewaltiger Kohlendioxidmengen beschleunigt, zum anderen ist abzusehen, dass die einst unerschöpflich scheinenden Vorräte in wenigen Jahren zur Neige gehen werden. Die so entstehende Energieversorgungslücke kann zu einem großen Teil durch nachwachsende Rohstoffe gedeckt werden. Pflanzen wie Hanf sind bei ihrer Verwendung als Energielieferant CO²-neutral, das heißt, bei ihrer Verbrennung entsteht nur soviel des Treibhausgases wie die Pflanze während des Wachstums aufgenommen hat.
Um die in Hanfpflanzen gespeicherte Sonnenenergie nutzbar zu machen, kann man die komplette Pflanze einfach in herkömmlichen Verbrennungsanlagen zur Stromerzeugung nutzen. Um den Heizwert von 1 kg Heizöl zu erreichen, benötigt man ca. 2,5 kg Biomasse, wie z.B. Hanfstroh. Jeder Hektar Hanffeld entspricht so ca. 4 Tonnen Heizöl. Wird die Biomasse der Pyrolyse unterzogen, dann entstehen Pyrolysegase, Rußkohle und hochwertige Öle, die sich sauberer verbrennen lassen als Stein- oder Braunkohle. Pyrolyse ist ein Verfahren, bei dem organisches Material in einer sauerstoffarmen Umgebung oder unter völligem Luftabschluss extrem hohen Temperaturen ausgesetzt wird.
Fraglich ist, ob jemals genug Anbaufläche für Energiepflanzen zur Verfügung steht. Hanf gedeiht zwar in fast allen Klimazonen und stellt lediglich geringe Ansprüche an den Boden, im Moment scheint der Energiehunger der Menschheit jedoch unstillbar.
II. Kraftstoffe
Auch wenn die Mineralölkonzerne abwiegeln: Erdöl wird in naher Zukunft knapp!
Da für vielfältige Anwendungen aber Erdöl erforderlich ist liegt es nahe, sich schon Heute Gedanken über Alternativen zu machen.
Bisher wird z.B. Raps angebau,t um aus seinen Samen mittels Veresterung Biodiesel herzustellen. Veresterung ist die Spaltung der in Ölen und Fetten vorhandenen Moleküle in Glycerin und Fettsäureester. Machen kann das im Prinzip jeder, auch Zuhause. Schon heute produzieren einige Bauern so ihren eigenen Kraftstoff.
Hanfsamen eignen sich hervorragend für die Veredelung zu Hanf-Biodiesel. Hanf bringt im Vergleich zu Raps nur ein Viertel des Samenertrags. Dies scheint wenig, wird aber durch die deutlich kürzere Vegetationsphase wieder aufgewogen. Außerdem ist für seine Aufzucht weit weniger Arbeit und kaum Einsatz von Chemikalien erforderlich. Der aus Hanföl erzeugte Diesel ist der Erdölvariante in vielen Punkten überlegen. Zunächst ist er CO²-neutral und entlastet damit die Umwelt. Biodiesel ist nahezu schwefelfrei und verhindert so sauren Regen. Bei seiner Verbrennung entstehen deutlich weniger Rußgase und keine gefährlichen Aromate und Benzole. Biodiesel ist biologisch abbaubar und gefährdet deshalb auch bei Unfällen Boden und Grundwasser nicht.
Durch den relativ hohen Flammpunkt, der bei ca. 170 °C liegt, besteht bei Biodiesel fast kein Explosionsrisiko. Dies machte es