Unser Weg zu einem nachvollziehbaren Gehaltsmodell für Softwareentwickler*innen
Seit ein paar Jahren befindet sich mindmatters in einem Transformationsprozess. Wir haben uns dazu entschlossen, das Prinzip der Kollegialen Führung umzusetzen und überdenken in diesem Prozess vieles, was für uns bisher gegeben war. Kollegiale Führung geht einher mit einer Umkehr der Steuerungsrichtung des Unternehmens. In “klassischen” Unternehmen entscheidet die Geschäftsführung, was richtig und wichtig ist und kommuniziert diese Vorstellungen an die Arbeitnehmer*innen, die diese wiederum umsetzen sollen. Wir organisieren uns stattdessen in einem Kreismodell, in dem wir uns am Markt orientieren und gemeinsam entscheiden, wie wir uns ausrichten und arbeiten wollen.
Als ursprünglich “klassisches” Unternehmen haben auch bei uns bisher die Geschäftsinhaber darüber entschieden, wie viel jede*r Einzelne verdient. Natürlich wurde auch verhandelt und natürlich haben die Inhaber versucht, sich am Markt zu orientieren und darauf zu achten, dass das Gehaltsgefälle im Unternehmen nicht zu groß und ungerecht wird. Wir wollten aber weg vom Bauchgefühl und hin zu einem für alle nachvollziehbaren Modell. Dementsprechend haben wir uns also im März 2020 als Fallentscheid organisiert und über den Zeitraum eines Jahres über verschiedene Modelle, Leistung, Fairness und viele Detailfragen gesprochen, bis wir im März 2021 konsensual ein neues Gehaltsmodell beschlossen haben.
Unsere Ziele für das neue Gehaltsmodell
Zu Anfang haben wir uns schnell auf ein paar wenige Ziele für das neue Gehaltsmodell geeinigt:
Wir wollen weg von Bauchgefühl und Gehälter über eine möglichst einfache Formel ermitteln
Wir wollen uns an marktüblichen Gehältern orientieren
Das Budget für die Gehälter soll weiterhin jährlich festgelegt werden und sich mindestens um die Inflationsrate erhöhen
Im Laufe der Diskussion haben wir folgende Ziele ergänzt, auf die ich noch ausführlicher eingehen werde:
Wir wollen nicht nach (wie auch immer zu bewertender) “Leistung” bezahlen
Das Gehaltsmodell soll sich an der individuellen Berufserfahrung orientieren
Der Leistungsgedanke und warum wir ihn inzwischen kritisch betrachten
Auf der Suche nach Kriterien für eine Formel haben wir viel darüber geredet, ob “Leistung” für uns ein Kriterium sein könnte. Ausgehend davon, dass wir alle dazulernen und uns weiterentwickeln wollen und wir natürlich versuchen, in unseren Projekten die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und unsere Projekte sowohl auf technischer als auch fachlicher Ebene voranzubringen, war es für einige erstmal naheliegend, persönliche Fortschritte auch honorieren zu wollen. Auch finden wir es wichtig, uns gegenseitig Feedback geben zu können, um auch voneinander zu lernen und dementsprechend haben wir auch diskutiert, ob kollegiale Bewertungsmodelle für uns infrage kämen.
Bei mindmatters legen wir Wert auf eine wertschätzenden Haltung untereinander. Unsere “Goldene Regel” (ursprünglich so von Norman L. Kerth formuliert) beinhaltet, dass wir daran glauben, dass “jede*r nach besten Kräften gearbeitet hat, wenn man den aktuellen Wissensstand, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die verfügbaren Ressourcen und die derzeitige Situation zugrunde legt”.
Der Versuch Menschen anhand irgendwelcher Leistungskriterien zu bewerten, ist nie objektiv und fair, weil dabei immer soziale Zusammenhänge ausgeblendet und bestehende gesellschaftliche Ungleichheiten zementiert werden. Deshalb kam es für uns schlussendlich nicht in Frage, ein System zur Bewertung individueller Leistung zu etablieren und Gehälter von diesen Bewertungen abhängig zu machen.
Unsere Formel: Berufserfahrung als objektives Kriterium
Nachdem wir Leistung als Kriterium ausgeschlossen haben, waren wir auf der Suche nach möglichst objektiven und fairen Kriterien für die Formel und Berufserfahrung lag da für uns auf der Hand. Konkret