Fallstricke der Softwareentwicklung
Software zu entwickeln ist eine komplexe Aufgabe, die viel Konzentration erfordert. Der Prozess ähnelt dem Lösen eines Sudoku-Rätsels, bei dem man ständig die Rahmenbedingungen und das gesamte System im Hinterkopf behalten muss. Dabei werden Ideen in Code umgesetzt und in einer strukturierten Form arrangiert. Das Ziel ist es, eine elegante Lösung zu finden, bei der alle Teile harmonisch zusammenpassen. Wenn jedoch ein Element an der falschen Stelle platziert wird, kann die Struktur zusammenbrechen.
Der Arbeitsprozess als Softwareentwickler*in hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits kann man sich vollständig auf die Aufgabe konzentrieren und den sogenannten "Flow" erleben, wenn man in seine Arbeit vertieft ist und knifflige Probleme löst. Man kann stundenlang an einer Aufgabe arbeiten und alles andere ausblenden. Wenn man schließlich eine Lösung findet, fühlt man sich großartig - stolz, clever und erleichtert, dass das Problem überwunden wurde. Diese Aspekte machen die Arbeit als Softwareentwickler*in so reizvoll.
Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Schattenseiten. Der Erfolg kann zu Überheblichkeit führen, wodurch wir uns selbst überschätzen und Probleme unterschätzen. Wir versprechen unrealistische Dinge und arbeiten aus Stolz sogar ein ganzes Wochenende durch, anstatt zuzugeben, dass wir uns geirrt haben. Dadurch geraten weniger angesehene Aufgaben wie Tests oder Refactoring oft in Vergessenheit und werden vernachlässigt.
Diese mangelnde Qualitätssicherung führt dazu, dass Probleme im Code auftreten, die später wieder behoben werden müssen. Das belastet die Nerven und die Effizienz. Ein weiteres Risiko ist der Tunnelblick, den wir beim Fokus auf die Aufgabe entwickeln. Dabei verlieren wir den Blick auf das große Ganze des Projekts und vernachlässigen unsere eigenen physischen und psychischen Bedürfnisse.
Dieses Verhalten kann schnell zu einer Abwärtsspirale führen. Wir setzen unrealistische Erwartungen und liefern Ergebnisse von geringer Qualität und Weitsicht ab, während wir persönlich darunter leiden. Solche Probleme häufen sich und führen langfristig zu Frustration bei allen Beteiligten. Projektverantwortliche gewöhnen sich daran, dass Dinge "mal eben" erledigt werden können und erwarten dies auch in Zukunft.
Teilweise wird dieses unprofessionelle und ungesunde Verhalten sogar gefördert, indem es durch Lob oder die Idealisierung von "Rockstar-Entwicklern" unterstützt wird. Unerfahrene Teammitglieder lernen dadurch, dass es normal ist, sich aufzuopfern und Aufgaben um jeden Preis erfolgreich abzuschließen. Wenn diese Spirale lange genug anhält, endet das Projekt in einem Zustand, in dem es kaum noch gewartet werden kann. Es entsteht ein hoher technischer Schuldenberg und alle Entwickler*innen sind erschöpft oder haben das Unternehmen verlassen.