Mappit: Werkzeug für geografische Analysen
Dagmar Schäfer, Forschungsgruppenleiterin im genannten Institut, berichtete unter dem Titel "Von mindmaps zu Daten-mapping: wie digitale Medien die sinologische Forschung veränderten" insbesondere über die im Institut entwickelte Software Mappit (map Places In Time), die als reine Webanwendung programmiert ist und auch anderen Forschern offen steht. Kurz gesagt kann ein Wissenschaftler mit diesem Tool mehrere Excel-Tabellen mit Geokoordinaten hochladen und die darin enthaltenen Punkte auf einer Karte (auf Google-Maps-Basis) vergleichen. Dr. Schäfer führte dies an einem Beispiel aus gegenwärtigen Projekt vor: Sie hatte einen Liste von Orten mit bestimmten Eigenschaften erstellt und hat diese mit einer aus dem CHGIS von Harvard verglichen. So konnte sie sehen, wo es Überschneidungen bzw. Deckungsgleichheiten gab. Im Beispiel verglich sie Orte der Yuan-Dynastie (1279-1368), in denen es laut Gewerbe-Stele ein „Dokumentationsbüro“ gab, mit Daten über Städte aus dieser Zeit (aus verschiedenen Datenbanken) und fand so Hinweise, dass dieses „Büro“ – wohl eine Verwaltungseinrichtung – ein Hinweis darauf ist, dass es sich bei der Ortschaft um eine Stadt gehandelt hat. So lassen sich auch Tabellen aus literarischen Texten, z.B. Reiseberichten, mit Geolokationen aus anderen Forschungen in verschiedenen Layern übereinanderlegen und es lässt sich mit einem Blick erkennen, ob es irgendwo Übereinstimmungen gibt, selbst wenn Orte den Namen oder zumindest die Schreibweise gewechselt haben. Zusätzlich kann auch nach Zeiträumen differenziert werden. Alles in allem ein ausgesprochen spannendes und extrem einfach zu bedienendes Werkzeug, das das MPI hier der Forscherwelt zur Verfügung stellt. Ein Gast-Login mitsamt Test-Dateien zum Ausprobieren ist freigeschaltet, es gibt noch viel mehr Features zu entdecken, die ich hier nicht beschreiben habe. Soweit der erste Vortrag. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das GeoTagging von COSIS.net, das Georeferenzen zu Publikationen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenbringt und damit interdisziplinäre Forschung ermöglicht. Eine andere Verknüpfung von Forschungspublikationen und Geodaten gibt es z.B. bei Pangaea, einer Datenbank für geologische Bohrproben, die zu den entsprechenden Artikeln in Publikationsdatenbanken verlinkt. Wem fallen ähnliche Anwendungen ein – das wäre mal einen eigenen Blog-Artikel wert.