Projektmanagement bei Bauprojekten in der Energiebranche – ALEGrO
Insgesamt 90 km lang und eine Transportkapazität von 1 000 MW – das sind die wichtigsten Parameter des Gleichstrom-Erdkabelprojekts Alegro (Aachen-Liége Electricity Grid Overlay). Für diese erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien wurde im Herbst 2018 mit dem Bau begonnen und Ende 2020 soll sie in Betrieb gehen. Solche Bauprojekte sind dabei nicht nur eine technologische planerische Herausforderung, auch aus der Sicht des Projektmanagements bietet sie viele Besonderheiten, die zu beachten sind.
Gerade bei internationalen Energiebauprojekten die Anforderungen an die Steuerung, Planung und Organisation besonders groß. Das zeigt sich zum Beispiel bei den oft komplexen Genehmigungsverfahren. Für die erfolgreiche Umsetzung eines Bauprojekts – das normalerweise mit der Zusammenstellung aller nötigen Unterlagen beginnt – muss es zudem gelingen, die Interessen aller beteiligten Stakeholder zu managen und in Einklang zu bringen.
Damit die zahlreichen Herausforderungen in der Projektabwicklung gemeistert werden können, ist die Projektsteuerung besonders bei internationalen Bauvorhaben gefordert, als Schnittstellenkoordination zu agieren. Nur so können unterschiedliche Interessen gewahrt, sowie Arbeitsweisen und Prozesse harmonisiert werden.
Auch beim Risikomanagement ist die Zusammenarbeit entscheidend. Bauprojekte im Energiebereich müssen vorab umfassend auf alle möglichen Risiken hin analysiert werden. Dazu ist es notwendig, diese schon in der Planungsphase gemeinsam mit allen Beteiligten zu identifizieren und das Risikomanagement von vorneherein über alle Bauphasen hinweg zu denken und zu planen. In der Folge können die Risiken in einer Risikomatrix einheitlich definiert, bewertet und verfolgt werden. Wichtig ist außerdem, Gegenmaßnahmen zu planen und sie im Gleichschritt mit dem Baufortschritt zu aktualisieren oder umzusetzen.
Eine zusätzliche Anforderung bei Bauvorhaben in der Energiebranche stellen häufig die Vergabeverfahren und vor allem deren Vorbereitung und Organisation dar. Bei Alegro wurden zum Beispiel EU-Vergabeverfahren und -ausschreibungen für die Konverter und Kabelherstellung sowie für die Kabelinstallation koordiniert. Hierbei war nicht nur der richtige Zeitpunkt entscheidend, sondern auch die Berücksichtigung vieler unterschiedlicher Zuständigkeiten.
Nicht selten rücken Projekte der Energiewirtschaft wie Alegro auch besonders stark in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn häufig sind viele Städte und Gemeinden, Grundstückseigentümer und Verbände beteiligt. In Vorbereitung darauf hat Amprion in dem Projekt frühzeitig die Öffentlichkeit einbezogen und eine sorgfältig geplante Kommunikationsstrategie umgesetzt, die einen nicht unerheblichen Teil zur erfolgreichen Realisierung dieses Projekts beiträgt.
Bilderquellen:
Amprion GmbH | Daniel Schumann
Amprion GmbH | Marcus Pietrek
Quelle: Auzug aus EW-Magazin 2019 (Jg. 118), Heft 3