Reinigung des Zuckerbergstollens bei Stuttgart
Kanalreinigung bis an die Grenzen der Physik: HD-Reinigung des "Zuckerbergstollens II" in Stuttgart
Der "Zuckerbergstollen II" in Stuttgart, der zwischen dem Stadtteil Bad Cannstatt und dem Hauptklärwerk im Stadtteil Mühlhausen entlang des Neckars verläuft, ist der mutmaßlich längste Abwasserkanal Europas ohne Zwischenschächte. Vor fünf Jahren im Auftrage des Tiefbauamts/Stadtentwässerung Stuttgart in einer Nennweite von DN 2600 gebaut, stand das einzigartige Bauwerk 2oo8 zur Gewährleistungsabnahme an. Zuvor musste das 2.750 Meter lange, mit PE HD-Profilen ausgekleidete Bauwerk jedoch per Hochdruckspülung grundgereinigt werden – ein Vorhaben, mit dem man sich dicht an den Grenzen des physikalisch Machbaren bewegt. Die Kanal-Türpe Gochsheim GmbH & Co. KG, Niederlassung NRW, wagte nach umfangreichen vorangegangenen Versuchen dieses Vorhaben – und hatte Erfolg. Ende September 2008 konnte der Zuckerbergstollen optisch inspiziert und die Gewährleistungsabnahme erfolgen.
Ein Bauwerk mit Geschichte und Bedeutung
Der Zuckerberg ist ein malerischer Weinberg, in einer Neckarschleife nördlich von Stuttgart-Bad Cannstatt. Für die Stuttgarter Stadtentwässerung ist er von je her ein topografisches Hindernis für eine optimierte Trassenführung des öffentlichen Kanalisationsnetzes. Um die Hauptsammelkanalisation auf ihrem Weg zur Kläranlage Mühlhausen um mehrere Kilometer zu verkürzen, trieb man schon 1917 einen Stollen durchs Gebirge: Den "Zuckerbergstollen I". Nach 90 Jahren ständiger Volllast war aber in diesem Bauwerk berechtigterweise mit Verschleißerscheinungen zu rechnen; von den Ablagerungen eines Betriebsjahrhunderts ganz zu schweigen. Eine Inspektion oder gar Sanierung war jedoch unmöglich, solange keine Alternative für die Ableitung der Abwassermassen zur Verfügung stand. Deshalb entschloss sich der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart Anfang des Jahrzehnts zum Bau eines neuen, parallel verlaufenden Stollenbauwerks, der auch als Regenüberlaufkanal mit obenliegender Entlastung dient.
Der neue, am nördlichen Ende von Bad Cannstatt beginnende Zuckerbergstollen ist 2.750 Meter lang und hat einen Nenndurchmesser von DN 2600. Sein Trockenwetterabfluss liegt bei 1300 Liter pro Sekunde, die Maximalkapazität beträgt 2500 Liter pro Sekunde. Außerdem bietet der Zuckerbergstollen II 7250 Kubikmeter Stauvolumen. Das ist insoweit von Interesse, als der Zuckerbergstollen II mit einem Minimalgefälle von nur 0,04 % als Staukanal konzipiert ist und der Regenwasserbehandlung der vereinigten Abwasserströme von Stuttgart- Bad Cannstatt und Esslingen dient. Außerdem reguliert er den Zufluss im unmittelbar jenseits des Neckars gelegenen Klärwerk Mühlhausen. Beide Zuckerbergstollen enden unmittelbar vor dem Fluss im Sandfang Hofen. Der Stollen von 1917 fördert künftig das mechanisch vorgereinigte Abwasser aus dem RÜB Voltastraße in die Kläranlage, der neue die gesammelten Trockenwetterabflüsse der vorgenannten Gemeinden. Bei Regen wird über einen Regelschieber im Sandfang Hofen der Zufluss aus dem Zuckerbergstollen II reguliert und dessen Staukapazität je nach Bedarf genutzt. Bei Einstau kommt es zur Sedimentation der Schmutzfracht des zurück gehaltenen Mischwassers und zum Abschlag des so vorbehandelten Wassers in den Neckar. Nach Ende der Niederschläge entleert sich der Stollen im Freigefälle ins Hauptklärwerk.
Das Problem: 1200 Kubikmeter Ablagerungen über 2,7 Kilometer
Aus diesem Betriebsmodus ergeben sich spe