Vorkommen und Potenzial im heutigen Bestand - eine Analyse
Eine Mengenabschätzung der im Zeitraum von 1950 bis 1993 erzeugten Baustoffe mit stark gebundenem Asbest (Asbestzement) ist wie folgt möglich: Statistisch ist belegt, dass ca. 75 % des importierten Asbests für die Herstellung von Asbestzementprodukten (stark gebundener Asbest) verwendet wurden. Das heißt, von der Gesamtmenge 4,35 Millionen Tonnen Importasbest wurden rund 3,18 Millionen Tonnen für die Herstellung von Asbestzementerzeugnissen verwendet. Bei einem durchschnittlichen Asbestgehalt von rund 10 Massenprozent entspricht das einer Produktionsmenge von rund 32 Millionen Tonnen Asbestzement.
Die verbleibende importierte Asbestmenge, d.h. 1,17 Millionen Tonnen, wurde für die Herstellung von Erzeugnissen mit schwacher Asbestbindung verwendet. Geht man bei diesen Erzeugnissen von einem mittleren Asbestgehalt von ca. 50 % aus, so bedeutet dies, dass rund 2,3 Millionen Tonnen Weichasbesterzeugnisse hergestellt und eingesetzt wurden.
Grafik 1 verdeutlicht den Asbestverbrauch in der Bundesrepublik und der DDR in dem Zeitraum von 1948 bis 1993. Man erkennt, das besonders in den 70er-Jahren, abnehmend bis weit in die 80er Jahre der Asbestverbrauch in Deutschland, trotz einsetzender Verbote und wissentlichem Gefährdungspotenzial, immer noch verhältnismäßig hoch war.
Infolge der Beschränkungen (siehe Chronologie unten) sank der Asbestverbrauch im Jahr 1991 in Deutschland deutlich unter 2.000 t. Heute wird Asbest in Europa nur noch in einigen Ausnahmefällen eingesetzt: z.B. bei der Chloralkalielektrolyse. Die weltweit geförderte Menge an Asbest liegt aktuell zwischen zwei und drei Millionen Tonnen pro Jahr.
Chronologie der Verbote von Asbestprodukten:
1979: Verwendung von Spritzasbest
1981: Herstellung und Verwendung von asbesthaltigen Bodenbelägen
1984: Asbest in Nachtspeicheröfen
1991: Verwenden von Asbestzementprodukten
1993: Herstellen und Inverkehrbringen von Asbest (generelles Verbot)
1994: Herstellung von Druckrohre
1995: Verwendung von Druckrohren
Grafik 2 veranschaulicht die Verteilung der Asbestanwendung auf Erzeugnisgruppen. Wie eingangs erwähnt, dominieren die Asbestzemente mit 75% klar das vorhandene Potenzial im Bestand. Sicherlich sollte man sich aber von dieser Statistik hinsichtlich der Gefährdung von anderen Produktgruppen nicht täuschen lassen. Zwar sind lediglich 10% (bautechnische Erzeugnisse: 6%; technische Textilien: 4%) von anderen Produkten dem Relevanzbereich zuzuordnen, dennoch zeichnet sich in diesen Produkten aber gleichzeitig ein Vielfaches an Gefährdungspotenzial durch deutlich höhere Asbestgehalte ab. Außerdem weisen diese schwach gebundenen Produkte eine verhältnismäßig hohe Präsenz in Feuerungs- und Lüftungstechnischen Anlagen aus was somit die „absolute Gefährdung“ in Berufsgruppen wie dem Schornsteinfegerwesen oder dem SHK-Handwerk, nach oben korrigiert.
Ein Teil der asbesthaltigen Baustoffmenge wurde in der Vergangenheit im Zuge von Rückbaumaßnahmen bereits entsorgt. Der Großteil der asbesthaltigen Baustoffe ist jedoch noch in Funktion, z.B. als Fassadenbekleidungen von Gebäuden, Wellasbestdächer, Brandschutzbekleidungen oder Asbestzement-Wasserleitungen und muss in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entsorgt werden. Eine genaue Abschätzung der bereits entsorgten bzw. noch im Gebäudebestand befindlichen Menge an Asbestzement- und anderen Asbesterzeugnissen ist aufgrund der unzureichenden Datengrundlage nicht möglich. Dennoch